Gründung
Die Baustellenverordnung als nationale Umsetzung europäischen Arbeitsschutzrechts trat am 1. Juli 1998 in Kraft und schuf sozusagen über Nacht ein neues Berufsbild: den Koordinator (nach Baustellenverordnung). Da die Baustellenverordnung die Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der auf Baustellen Beschäftigten regelt, prägte sich schnell die Bezeichnung „Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinator“ und abgekürzt „SiGeKo“ in den allgemeinen Sprachgebrauch ein. Auch wenn diese Bezeichnung sachlich nicht ganz korrekt die Funktion beschreibt, die in der Baustellenverordnung definiert ist. Die neue Funktion „Koordinator“ war ja eigentlich kein neues Berufsbild, sondern eine Ergänzung bestehender baufachlicher Berufe wie Bauingenieur oder Architekt um das gesamte Aufgabengebiet des baustellenspezifischen Arbeitsschutzes. Und genau hier lag in 1998 das Dilemma der baufachlich ausgebildeten Akteure: Arbeitsschutz war bisher kein oder bestenfalls ein Randthema. Es war vielen klar, dass sie sich mit der neuen Verordnung proaktiv auseinandersetzen mussten. Konkrete Vorgaben, wie die Verordnung in der Praxis umzusetzen sei, fehlten meist bzw. mussten aus dem Kontext des gesamten Arbeitsschutzes mühsam erarbeitet werden.
Das Erfahrungs- und Wissensvakuum, in dem sich 1998 die interessierte Fachwelt wiederfand, wollte der am 13. August 1999 in Wuppertal gegründete „Verband der Sicherheits-und Gesundheitsschutzkoordinatoren Deutschlands e.V.“ (VSGK) mit fachspezifischem Leben füllen. Von Beginn an forcierte der Vorstand die Mitarbeit des Verbandes in den relevanten nationalen Fachgremien, wurden Fortbildungsveranstaltungen durchgeführt, der Erfahrungsaustausch der Kollegen gefördert und in Arbeitskreisen konkrete Themen qualifiziert diskutiert und bearbeitet sowie in einer eigenen Schriftenreihe publiziert.
Aktivitäten
Der VSGK hat von Beginn an mit qualifizierten Angeboten zur Ausbildung und zur regelmäßigen Weiterbildung die Qualifikation des Koordinators gefördert. Die Weiterbildung und der Erfahrungsaustausch mit Fachkollegen ist nach wie vor eine wichtige Aufgabe, um die Qualität des Fachwissens und der Erfahrung zu sichern. Hierzu werden jährliche Fachtagungen mit jeweils aktuellen Themenbereichen an wechselnden Orten veranstaltet.
In der Schriftenreihe des VSGK werden Bände zu verschiedenen Themenbereichen und Aufgaben des Koordinators publiziert, die durch Einzelautoren oder Autorenkollektive als Ergebnis von Arbeitskreisen erarbeitet werden. Sie sind zum einen als praxisbezogene Kommentierung des Verordnungstexts zu verstehen; zum anderen werden konkrete und praxisnahe Themen sowohl aus dem Aufgabenfeld der Koordination als auch aus relevanten Randbereichen beschrieben. Arbeitskreise bilden sich zur Diskussion und Bearbeitung fachspezifischer Themen. Sie setzen sich aus interessierten und engagierten Mitgliedern des Verbandes zusammen und stellen ein wichtiges Instrument des Erfahrungsaustauschs dar.
Der VSGK ist Mitorganisator des jährlich in Berlin veranstalteten Bundeskoordinatorentages. Gemeinsam mit dem VDSI ist der VSGK als Mitglied in dem internationalen Verband ISHCCO vertreten. Das Heft 15 „Leistungen nach der Baustellenverordnung“ der AHO-Schriftenreihe wurde durch wesentliche Beteiligung des VSGK erarbeitet. Hier sind insbesondere ein einheitliches und transparentes Leistungsbild der Koordinationsleistungen sowie eine angemessene Honorarermittlung definiert. Auch die Beteiligung an Forschungsprojekten zählt zu den Verbandstätigkeiten.
Die regelmäßige Information der Mitglieder über Verbandsaktivitäten erfolgt durch eigene Verbandsseiten in der Fachzeitschrift „ag bau –Magazin Arbeitssicherheit Gesundheit Koordination“. Die Zeitschrift „ag bau“ bietet zudem allgemeine Informationen und Fachbeiträge zu Themen der Koordination und des Arbeitsschutzes. Die Verbandsmitglieder haben die Möglichkeit, in der „ag bau“ eigene Beiträge zu veröffentlichen und für ihr Unternehmen zu werben.
Informationen über aktuelle Entwicklungen der Koordinationspraxis, über rechtliche Fragestellungen und sonstige für den Koordinator interessante Themen werden auf der Website des Verbands veröffentlicht. Für Mitglieder wird ein Diskussionsforum angeboten, in dem fachliche Fragen und Probleme gemeinsam diskutiert werden können. Über die Website des Verbands wird auch eine Adressdatenbank der Mitglieder geführt, die von interessierten Auftraggebern zum Finden geeigneter Koordinatoren genutzt werden kann.
Aktuelles und Ausblick
Die Funktion des Koordinators hat sich nach gut zwanzigjährigem Bestehen der Baustellenverordnung weitgehend etabliert. Die seriösen Akteure im Baugeschehen realisieren ihre Bauvorhaben unter aktiver Mitwirkung eines geeigneten Koordinators, immer öfter sogar bereits während der Planungsphase des Objekts. Haben in den Anfangsjahren der Baustellenverordnung viele Ingenieur-und Architekturbüros wie auch selbstständig Tätige in dem Thema Koordination ein leicht generierbares Zubrot ihrer bisherigen Leistungen gesehen, hat sich mittlerweile der Erkenntnisgewinn allgemein verbreitet, dass die Leistungen der Koordination nach Baustellen-verordnung als Teilgebiet des Arbeitsschutzes ein durchaus anspruchsvolles und komplexes Aufgabenfeld darstellen, für dessen qualifizierte Bearbeitung neben einer soliden baufachlichen Ausbildung umfassende Kenntnisse und Erfahrungen in den arbeitsschutzrelevanten Bereichen erforderlich sind.
Diesen hohen Qualitätsanspruch an das „Berufsbild“ Koordinator sicherzustellen und kontinuierlich weiterzuentwickeln, ist eine der wesentlichen Aufgaben und Zielsetzungen des VSGK, denen er seit nun zwanzig Jahren durch die oben beschriebenen Aktivitäten gerecht wird. Dies zeigt sich in der regelmäßigen Entwicklung der Mitgliederzahl. Dies zeigt sich auch in dem Engagement vieler Mitglieder in Arbeitskreisen, Diskussionen und in der Erarbeitung von Bänden der Schriftenreihe.
Die zukünftigen Herausforderungen durch die umfassende Digitalisierung aller industriellen Prozesse wie auch aller Dienstleistungen werden auch die Leistungen der Koordination nachhaltig beeinflussen. Hier ist der Fachbereich Bauingenieurwesen der Bergischen Universität Wuppertal –dieser vertreten durch den 1. Vorsitzenden des VSKG Herrn Prof. Dr.-Ing. Manfred Helmus –beispielsweise in den Themenbereichen Building Information Modeling (BIM) initiativ forschend und beratend tätig. Für die Schriftenreihe des VSGK wird zurzeit Band 7 „Integration des Koordinators nach Baustellenverordnung in den Prozess des Building Information Modeling“ von Autor Thomas Dudek erarbeitet.
Auf der diesjährigen Fachtagung des VSGK wird anlässlich des zwanzigjährigen Bestehens des Verbandes neben einer Retrospektive auch der Blick in die Zukunft durch entsprechende Beiträge gewagt. Die Qualität der Dienstleistung „Koordination nach Baustellenverordnung“ weiterzuentwickeln sowie die beruflichen und fachlichen Interessen der Mitglieder zu vertreten, bleibt die dauerhaft anspruchsvolle Aufgabe des Verbandes. Der Vorstand freut sich mit allen Mitgliedern auf die nächsten spannenden Dekaden.